Die Güterverkehrszentren (engl. Freight Villages) zählen seit Jahren zu den spannendsten und erfolgreichsten Logistikstandorten in Europa. Gleichzeitig obliegen alle Standorte zunehmend den vielfältigen Auswirkungen der logistischen Trends, die aktuell vor allem Themen wie „Digitalisierung“, „Fachkräftemangel“ und „Nachhaltigkeit in den Supply Chains“ umfassen.
Das im Abstand von jeweils fünf Jahren durch die DGG erstellte bislang dritte europäische GVZ-Ranking zeigt sehr wichtige Einblicke in diese Welt. Einen Schwerpunkt der Untersuchung bildeten die Mitgliedsländer des europäischen GVZ-Dachverbandes „Europlatforms“ (www.europlatforms.eu), der erstmals die Studie begleitet hat. Ziel war es, wertvolle neue Erkenntnisse aus dem Leistungsvergleich der Standorte für die weitere GVZ-Entwicklung in Deutschland und Europa zu generieren.
Auffallend bei den Ergebnissen ist zunächst, dass sich die europäische „GVZ-Landschaft“ dahingehend weiterentwickelt hat, dass sich mehr GVZ-Länder in den finalen TOP 10 befinden. Während in der Vergangenheit italienische und deutsche Standorte die TOP 10 dominierten, sind jetzt fünf Länder vertreten.
Erstmals nimmt das GVZ Bremen die Spitzenposition im Ranking ein. Es folgen das Interporto Quadrante Europa in Verona sowie das GVZ Nürnberg auf den Plätzen zwei und drei: Auch sie konnten ihre Positionen als absolute europäische Champions behaupten. Ein Gewinner dieses Rankings ist aus deutscher Sicht das GVZ JadeWeserPort Wilhelmshaven mit einem enormen Sprung auf einen Platz in den TOP 20.
Bei den Analysen der GVZ-Entwicklungsstände zeigt sich, dass sich diese in den vergangenen Jahren
europaweit deutlich erhöht haben. Vor allem die Entwicklung der eigenen Güterverkehrszentren wird durch die Standortverantwortlichen als sehr positiv eingeschätzt und erreicht mit 8,2 Punkten
einen neuen Höchstwert.
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2010 |
2015 |
2020 |
FV-Entwicklungsstand Europa insgesamt | 5,8 | 6,5 | 6,6 |
FV-Entwicklungsstand eigenes Land | 5,2 | 6,2 | 6,9 |
FV-Entwicklungsstand eigenes FV/GVZ | 6,3 | 7,5 | 8,2 |
Ausdruck dieser positiven Entwicklung sind u.a. die hohen Beschäftigtenzahlen, die vielen und attraktiven Dienstleistungseinrichtungen sowie das Vorhandensein engagierter GVZ-Trägerschaften. Darüber hinaus positionieren sich die Güterverkehrszentren durch ihre hohe Zentralität und oftmals trimodale Verkehrsanbindung erfolgreich am Logistikmarkt. Auch die damit einhergehende (intermodale) Vernetzung der GVZ-Standorte gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die Güterverkehrszentren profitieren zusätzlich von Rückenwind durch die vielen neuen City-Logistik-Projekte in den urbanen europäischen Regionen.
Wo Licht ist, ist auch Schatten, so sind bei aller positiven Entwicklung auch Herausforderungen (Schwächen/Risiken) zu erkennen: Fehlende Erweiterungsoptionen hemmen nachweislich die Entwicklung an einigen Standorten. Selbst der Fachkräftemangel ist keine überwiegend deutsche Herausforderung mehr. Erstmals wurden auch Risiken durch Klimaauswirkungen umfassend thematisiert und bestätigt. Des Weiteren sind die negativen Auswirkungen der bestehenden Handelskonflikte sowie der Brexit als mögliche Risiken erkannt worden.
Interessant sind des Weiteren die Einschätzungen der jeweiligen GVZ-Standortverantwortlichen zu den Effekten/Beiträgen ihrer Standorte. Diese erfolgten anhand folgender GVZ-Zielsetzungen auf einer Skala von 0 bis 10(= sehr hoch)
I. | Bedeutung des GVZ für die Region | 8,6 |
II. | Intermodale Verkehrsverlagerung | 8,2 |
III. | Urbane Logistik | 7,4 |
IV. | Grüne Logistik | 6,6 |
Es zeigt sich, dass die GVZ-Standorte quasi überall in Europa eine sehr hohe Bedeutung für ihre Regionen haben. Die GVZ-Verantwortlichen benutzten bei den Analysen/Interviews im Rankingprozeß teilweise den Begriff des „Leuchtturms“ für ihre Standorte.
Die im Ranking erzielten Erkenntnisse liefern generell wichtige Erkenntnisse und Fakten, die die Rolle der als zentrale logistische Intermodalknoten im Bewusstsein verschiedener Stakeholder stärken. Darüber hinaus profitieren die Verantwortlichen vor Ort von den Ergebnissen des Vergleichs. Viele Managementgesellschaften nutzen u.a. ihre Platzierung für ihre eigene Außendarstellung z.B. gegenüber Investoren und potenziellen Ansiedlern. Die guten Platzierungen bzw. Verbesserungen im Ranking sind somit nachweislich wichtige Instrumente in den jeweiligen Vermarktungsstrategien. Des Weiteren profitieren die Güterverkehrszentren in den mittleren und unteren Platzierungsregionen des europäischen Rankings von den Benchmarks der führenden GVZ-Standorte. Somit gehen wichtige Impulse an alle Beteiligte auf allen Ebenen.
Deutsche GVZ-Gesellschaft mbH
Dr. Thomas Nobel
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Steffen Nestler
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