GVZ - Ranking

Pressemitteilung - 03. November 2015

STEFFEN NESTLER  / DR. THOMAS NOBEL

 

Deutsche GVZ-Standorte in Europa sehr gut platziert

Die Deutsche GVZ-Gesellschaft erstellt mit ihrer Studie ein Update des europaweiten GVZ-Vergleichs / GVZ Berlin Süd neu in der Spitze

 

Viele der deutschen Güterverkehrszentren haben sich bereits in der Vergangenheit erfolgreich etabliert und positioniert. Aber wie stehen sie im europäischen Vergleich da? Können sie ihre oftmals sehr starke Performance behaupten oder gibt es Standorte in Europa, von deren Leistungen deutsche GVZ noch „lernen“ können?

 

Diesen Fragestellungen widmete sich die Deutsche GVZ-Gesellschaft (DGG), eingebunden in die Institute LUB und ISL, und arbeitete mit ihrer Studie „Positionierung und Etablierung der Güterverkehrszentren (GVZ) im europaweiten Vergleich“ bereits zum zweiten Mal ein Ranking der europäischen GVZ aus.

 

Die Resonanz auf das erste europaweite Ranking aus 2010 zeigte bereits das enorme Interesse vieler GVZ-Akteure, Einblicke und Informationen hinsichtlich Markpositionierung und Markstrategien einzelner logistischer GVZ-Standorte Europas zu erhalten. Folglich war es auch Ziel dieser Studie, die internationale Logistiklandschaft zu veranschaulichen und darüber hinaus einen Impuls für die erfolgreiche Weiterentwicklung makrologistischer Konzepte in Europa zu geben.

 

Die Auswahl der zu betrachtenden Standorte richtete sich, wie schon beim ersten Ranking, nach der Definition des europäischen GVZ-Dachverbandes EUROPLATFORMS. Es konnten folglich nur die europäischen Standorte in die Datenerhebung mit einbezogen werden, die in den Bereichen Intermodalität, Management- und Dienstleistungsfunktionen vergleichbare Merkmale und Ausrichtungen aufwiesen.

Mehr als 200 Logistikstandorte aus über 30 europäischen Ländern wurden zu Beginn der Untersuchungen in den Benchmarkingprozess einbezogen. Von denen wurden schließlich über 90 detailliert betrachtet und analysiert, bis hin zu ihrer Platzierung im aktuellen Ranking. Umfasste die Datenerhebung des ersten Rankings 2010 noch 29 Bewertungskriterien,  beinhaltet die neue Studie nunmehr 40 Bewertungskriterien, die u.a. in folgende Cluster unterteilt wurden:

  • Struktur- und Entwicklungsdaten
  • Management/Trägerschaften
  • Verkehrsträger/Intermodalität
  • „Grüne Logistik“
  • GVZ-Sicherheitsmanagement
  • SWOT-Analyse

Ergänzend hinzugekommen sind in der aktuellen Untersuchung gegenwartsnahe und dringliche Fragestellungen u.a. aus den Bereichen „Sicherheit/ Sicherheitsmanagement in den GVZ“ sowie „Grüne Logistik“. Weiterhin wurde die Lage der GVZ zu den TEN-V-Kernnetzkorridoren und somit zu den Hauptgüterströmen in Europa berücksichtigt.

 

Nach Auswertung der gewonnenen Daten, deren Generierung zusätzlich durch Recherchen vor Ort in Europa zustande kam, zeigte sich erneut, dass die deutschen Güterverkehrszentren sowie die italienischen Interporti zu den führenden Standorten in Europa zählen. Neun Platzierungen teilen sich diese beiden Länder (neben einem spanischen GVZ) allein in den „TOP 10“.

 

Als einer der herausragenden KV-Standorte in Europa nimmt der Interporto Verona erneut mit Platz 1 im Ranking die Spitzenposition ein. Gefolgt von den Güterverkehrszentren in Bremen und Nürnberg, die die Plätze 2 und 3 belegen. Auch sie konnten ihre Position behaupten. Die eigentlichen Gewinner dieses Rankings aus deutscher Sicht, so zeigen es die Untersuchungen, sind allerdings die GVZ Berlin Süd/Großbeeren und Leipzig. Sie schafften einen enormen Sprung in der Platzierung und erreichten die Positionierungen 4 und 9.

Das insgesamt sehr gute Abschneiden der deutschen GVZ auch im aktuellen Ranking verdeutlicht, dass diese Standorte ihre führende Stellung innerhalb der gesamten GVZ-Landschaft nicht nur festigen, sondern auch z.T. erheblich ausbauen konnten. Besonders hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang ihre erneut vergleichsweise sehr hohen Beschäftigungszahlen, was nicht zuletzt auf der Tatsache beruht, dass in den hiesigen Güterverkehrszentren eine hohe Wertschöpfung im Dienstleistungsbereich erfolgt, was wiederum beachtliche positive Auswirkungen auf den Beschäftigungsgrad hat. Auch hier zeigt sich das GVZ Berlin Süd beispielgebend, konnte es doch im Vergleich zum ersten europäischen Ranking seine Beschäftigungszahl um über 70% erhöhen. In diesem Bereich bleibt auch im diesjährigen Vergleich das GVZ Bremen mit seinen derzeit über 8.000 Beschäftigten unangefochten auf der Spitzenposition innerhalb Deutschlands. Eine deutliche Erhöhung der Beschäftigtenzahl hatte auch das GVZ Leipzig zu verzeichnen, was u.a. auch zu seiner guten Platzierung führte. Der herausragende Erfolg deutscher GVZ generell ist zudem auch durch deren insgesamt hohen Erschließungsstand sowie einer vergleichsweise hohen Terminalkapazität und -auslastung begründet. Auch verfügen diese Standorte über einen Marktanteil am Gesamtimmobilienangebot ihrer jeweiligen Region. Die hohe Vermarktungsdynamik der letzten fünf Jahre ist zudem ein weiterer Grund für die guten Platzierungen.

 

Aber auch die italienischen Interporti konnten sich im Ranking hervorragend positionieren. Erneut spiegeln u.a. die hochqualifizierten GVZ-Organisationsstrukturen diesen Erfolg wider. Der direkte Vergleich der dortigen Trägerschaften lässt eine außerordentlich hohe Aufgabenintensität, verbunden mit dem Vorhandensein umfangreicher Serviceeinrichtungen, erkennen. Die führenden italienischen Logistikstandorte verfügen ebenfalls über hohe Terminalkapazitäten und

-auslastungen. Gerade in den norditalienischen Interporti konzentrieren sich enorme KV-Mengen, die insbesondere in den alpenquerenden Verkehren wichtige Gatewayfunktionen einnehmen und so entscheidende Benchmarks setzen. Allein fünf Standorte befinden sich im Ranking unter den „TOP 10“. Unangefochtener Spitzenreiter und damit Platz 1 im Ranking ist, wie bereits in 2010, der Interporto Verona. Nicht zuletzt mit seiner aktuellen Beschäftigungszahl von 13.000 nimmt dieser Standort eine Vorreiterrolle im gesamten europäischen GVZ-Vergleich ein.

 

Auch die spanischen Logistikstandorte sind im aktuellen Vergleich gutplatziert vertreten. Der Standort „Plaza Logistica Zaragoza“ erreichte einen sehr beachtlichen Platz 5. Hierzu hat vor allem die intensive Nutzung der Luftfrachtschnittstelle direkt im GVZ beigetragen. Bekanntermaßen sind am Standort die weltweiten Logistikprozesse der Fa. „INDITEX“ konzentriert. Die Fa. „INDITEX“ ist u.a. für das auch in Deutschland sehr erfolgreiche Modelabel „ZARA“ verantwortlich. Diese Nutzung der Luftfrachtschnittstelle durch die unmittelbare Flughafennähe gilt als sehr interessanter Benchmark für die GVZ in Europa. Andere logistische Zentren Spaniens sind im weiteren Mittelfeld vertreten, denn auch hier haben sich leistungsstarke GVZ-Strukturen entwickelt.

 

Auch die Etablierung der GVZ-Idee in den osteuropäischen Ländern schreitet spürbar voran. So konnten sich mit BILK in Budapest und CLIP in Poznan bereits zwei GVZ-Standorte aus Polen bzw. Ungarn unter den „TOP 20“ platzieren. Impulse setzen hierbei Förderprogramme für Gleisanlagen und KV-Terminals, wie sie z.B. in Polen seit einigen Jahren verfügbar sind. Auch in den osteuropäischen GVZ-Standorten sind Ansiedlungen aus dem Bereich der Automobilzulieferer und –logistiker wichtige Nachfrager und Treiber der GVZ-Entwicklung. Große Logistikimmobilienentwickler haben ebenfalls die Lagegunst der GVZ-Standorte an wichtigen Verkehrsachsen erkannt und bieten sich als Partner für PPP-Lösungen an. Neben mehreren aufstrebenden, bereits im Ranking 2010 berücksichtigten Standorten gibt es auch Newcomer im diesjährigen Ranking. Sie machen einmal mehr die Erfolgsgeschichte der GVZ-Idee deutlich und bringen gleichermaßen mit allen Standorten zusammen die effektive und gelungene GVZ-Konzeption in Europa voran.