Europäisches GVZ-Ranking 2025

Das GVZ Bremen verteidigt Spitzenplatz im europäischen Ranking 2025, italienische Standorte festigen ihre Dominanz in den „TOP 10“.

Das mittlerweile vierte  bislang alle fünf Jahre  durch die Deutsche GVZ-Gesellschaft erstellte europäische GVZ-Ranking zeigt wichtige Impulse auf. Einen Schwerpunkt der Untersuchung bildeten wiederum die Mitgliedsländer des europäischen GVZ-Dachverbandes „Europlatforms“, der als Interessenvertretung die Studie begleitet hat. Die Arbeiten für das Update und die Erweiterung des europäischen GVZ-Rankings erforderten einen erheblichen Rechercheaufwand, der im Sinne des Benchmarkinggedankens jedoch neue Erkenntnisse für die europäischen Güterverkehrszentren erbringen konnte.

 

Zuerst wurde mit dem Aufbau eines Projektteams unter Einbeziehung u.a. des europäischen GVZ-Dachverbandes begonnen. Dabei erfolgte die (Weiter-)Entwicklung von (GVZ-)Benchmarking-Kriterien, die in einem längeren Abstimmungsprozess auf europäischer Ebene erfolgte. Dabei handelte es sich um Kriterien des bisherigen DGG-Rankings, die zur Sicherstellung der Vergleichbarkeit der Platzierungen halfen, beziehungsweise um neue Key-Performance-Indikatoren und Prozesse.

 

Ein ebenfalls neuer Aspekt wurde durch die erstmalige Nutzung von KI-Instrumenten zum Detektieren von bestehenden und neuen GVZ-Standorten inkl. deren Infra- und Suprastrukturen eingebracht. Dadurch konnte die Identifizierung und Auswahl (Update) geeigneter Benchmarking-Partner auf Basis der vorhandenen Standortdaten finalisiert werden. Es wurden folglich knapp 230 GVZ-Standorte in die (Vor-)Auswahl einbezogen, die vor allem aus den Europlatforms-Mitgliedsländern stammen. Eine weitere wichtige Komponente stellte die Entwicklung eines Online-Fragebogens/Expertenleitfadens (englisch) dar,  der neben Struktur- und Prozessdaten vor allem aktuelle Themen und Trends der Logistik beinhaltete bzw. widerspiegelte.

 

Das GVZ Bremen kann seine Spitzenposition im Ranking verteidigen, wenngleich zu beachten ist, dass eine generelle Vergleichbarkeit zum Ranking 2020 aufgrund der Erhöhung der Anzahl der Bewertungskriterien um ein Drittel  sowie deren teilweise Modifikation methodisch nur eingeschränkt möglich ist. Es folgen das Interporto Quadrante Europa in Verona sowie erstmals der polnische GVZ-Standort „CLIP“ in der Nähe von Poznań. Letztgenanntes GVZ gilt in verschiedener Hinsicht als eines der dynamischsten in Europa.

 

Bei den Analysen der GVZ-Entwicklungsstände zeigt sich, dass sich diese in den vergangenen fünf Jahren europaweit weiter erhöht haben. Dabei gleichen sich die Einschätzungen der GVZ-Verantwortlichen hinsichtlich ihrer eigenen Güterverkehrszentren immer mehr denen des eigenen Landes bzw. denen auf gesamteuropäischer Ebene an. 

 

Interessant sind des Weiteren die Einschätzungen der jeweiligen GVZ-Standortverantwortlichen zu den Effekten/Beiträgen ihrer Standorte. Diese erfolgten anhand folgender GVZ-Zielsetzungen auf einer Skala von 0 bis 10 (= sehr hoch):

 

  (1)  Bedeutung des GVZ für die Region = 8,7  

  (2)  Intermodale Verkehrsverlagerung = 8,4

  (3)  Beiträge zur Nachhaltigkeit (PV und Grüne Gebäude)= 8,0

  (4)  ESG (Umwelt/Sozial/Führung) Beiträge = 7,6

  (5)  Urbane Logistik = 7,4

  (6)  Beiträge zur Antriebswende (E-Mobilität, Wasserstoff) =  6,9

 

Es zeigt sich u.a., dass die GVZ-Standorte quasi überall in Europa – wenngleich wenig überraschend eine sehr hohe Bedeutung für ihre Regionen haben. Gleiches gilt auch für die intermodale Verkehrsverlagerung, die quasi zur „DNA“ der Güterverkehrszentren zählt. Deutlich an Bedeutung gewonnen hat das Thema Photovoltaik, das sich an immer mehr Standorten durchsetzt und somit zukünftig wichtiger Bestandteil der (teilweise bereits forcierten) Antriebswende im Straßengüterverkehr sein wird.

 

Die regionale Bedeutung der europäischen Güterverkehrszentren spiegelt sich vor allem in den gestiegenen Beschäftigtenzahlen und den attraktiven Dienstleistungsangeboten (z.B. Qualifizierung von Mitarbeitenden) wider. Hervorzuheben ist darüber hinaus die hohe Zentralität der GVZ-Standorte, die sich in der Etablierung in den europäischen TEN-T Netzen sowie den Hub-Funktionen im Kombinierten Verkehr zeigt. Ein neuer Trend ist das gezielte Engagement einzelner Güterverkehrszentren in den sozialen Medien. Hier erreichen die Standorte zwar (noch) keine hohen Follower-Zahlen, dennoch ist ein wichtiger Einstieg geschafft.

 

Demgegenüber zeigen sich vor allem an den deutschen GVZ-Standorten Herausforderungen, die u.a. aus den fehlenden Flächenerweiterungsoptionen resultieren. Des Weiteren gewinnen für viele europäische Güterverkehrszentren die negativen Auswirkungen bestehender Handelskonflikte sowie die unsichere geopolitische Gesamtlage merklich an Bedeutung. Gleichzeitig führen im Vergleich zu den vorherigen Rankings zunehmend infrastrukturelle Mängel zu spürbaren Beeinträchtigungen.

 

Wie in den vergangenen europäischen Rankings liefern die aktuellen Ergebnisse wertvolle Erkenntnisse, die die Rolle der Güterverkehrszentren als zentrale Kompetenzzentren der Logistik stärken. Beispielsweise nutzen einige GVZ-Verantwortliche ihre Platzierung für Außendarstellung z.B. gegenüber Arbeitnehmenden, Investoren und potenziellen Ansiedlern. Die guten Platzierungen bzw. Verbesserungen im Ranking können somit nachweislich wichtige Instrumente in den jeweiligen Standortstrategien darstellen. Des Weiteren profitieren die Standorte in den mittleren und unteren Platzierungen des europäischen Rankings von den Benchmarks (als Orientierungspunkte) der führenden GVZ-Standorte. Somit gehen wichtige Impulse an alle Beteiligten auf verschiedenen Ebenen. 

 

Ranking 2025 (TOP 20):